Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Margo Guryan: Words And Music (Review)

Artist:

Margo Guryan

Margo Guryan: Words And Music
Album:

Words And Music

Medium: Download/LP-Box/Do-CD/3-LP-Set
Stil:

Singer/Songwriter, Psychedelia, Chamber-Pop, Jazz

Label: Numero Group
Spieldauer: 118:54
Erschienen: 07.06.2024
Website: [Link]

Der Name MARGO GURYAN wird vermutlich nichtmal Kennern der Songwriter-Szene der 60er-Jahre ein geläufiger Begriff sein, was vermutlich daran liegt, dass sich die 1937 geborene und 2021 verstorbene Musikerin einen recht eigenwilligen Weg durch die - damals noch vollkommen intakten - Strukturen des Musikbusiness gesucht hatte und beispielsweise zeitlebens nur eine einzige LP namens „Take A Picture“ veröffentlichte, die bereits 1968 erschien – aber niemals live auftrat und auch ansonsten ein Musikerleben eher aus der zweiten Reihe führte; beispielsweise als Songwriterin und Produzentin.


Dass nun mit „Words And Music“ ein ultimatives 3-LP- bzw. Doppel-CD-Boxed-Set erscheint, auf dem 45 Tracks aus Guryans aktiver Zeit als Musikerin versammelt sind, hängt damit zusammen, dass das Album „Take A Picture“ durch eine Neuauflage in Japan einer neuen Generation von Interessenten bekannt gemacht wurde, was dazu führte, dass man die LP auch in anderen Ländern wieder veröffentlichte und der Titeltrack 2006 sogar in einer Handy-Werbung zum Einsatz kam. Es erschienen dann 2001, 2014 und 2016 verschiedene Kompilationen von Demo-Aufnahmen, die von der Musikerin noch selbst kuratiert wurden.
Words And Music“ bietet nun allerdings den vollständigsten Überblick über das Schaffen von MARGO GURYAN und macht neugierig auf den Werdegang und die Geschichte dieser interessanten Künstlerin.


Schon als Kind begann die Tochter zweier studierter Pianisten Gedichte zu schreiben, die sich zu Songs entwickelten, als sie selbst begann, Klavier zu spielen. Sie studierte klassisches und Jazz-Piano in Boston, wo sie aber schon bald ins Fach Komposition wechselte, um zu vermeiden, vor Publikum auftreten zu müssen – eine Manie, die letztlich dazu führte, dass sich ihre Karriere nicht im üblichen Rahmen entwickeln konnte.

Schon an der Highschool entdeckte man ihr Talent als Songwriterin und sie wurde an die Label-Mogule Jerry Wexler und Ahmet Ertegun vermittelt, die sie für das renommierte Atlantic-Label als Songwriterin verpflichteten, nachdem erste Aufnahme-Sessions, bei denen MARGO GURYAN ihre Songs selbst einsingen wollte, sich aufgrund ihrer stimmlichen Limitationen als nicht erfolgreich erwiesen. Es waren deshalb Künstler wie die Jazz-Sängerin CHRIS CONNOR oder HARRY BELAFONTE, die die ersten Versionen von MARGO GURYANs Original-Kompositionen einspielten. Später kamen dann noch JULIE LONDON, DIZZIE GILLESPIE, NILSSON und sogar SAINT ETIENNE hinzu.


Nun aber zu ihrer musikalischen Chronologie, wie sie auf der vorliegenden Kompilation nachvollzogen werden kann. Zu der Zeit, als CHRIS CONNOR 1958 den Song „Moon Ride“ als erste ihrer kommerziellen Kompositionen einspielte, war Guryan noch am College, begann aber ein Jahr später eine Ausbildung an der Lennox School of Jazz, wo sie auf ORNETTE COLEMAN, DON CHERRY oder ARIF MARDIN traf, mit denen sie später auch zusammen arbeitete. Dort heiratete sie auch ihren ersten Ehemann, den Jazz-Trompeter Bob Brockmeyer, was dazu führte, dass sie sich in dieser Zeit vorrangig als Jazz-Künstlerin ansah, was sich in den ersten eigenen Aufnahmen zu einer Zeit, in der die Pop-Musik ihren Siegeszug noch nicht angetreten hatte, niederschlägt, die (versammelt auf LP 1 des Boxed Set) in einem klassischen Jazz-Trio-Setting arrangiert wurden. Referenzen sind hierbei etwa NINA SIMONES „My Baby Just Cares For Me“ und Ähnliches.


Mit Pop-Musik hatte MARGO GURYAN bis dahin überhaupt nichts im Sinn - bis sie sich von Brockmeyer scheiden ließ und ein Freund ihr ihr empfahl, sich einmal „God Only Knows“ von den BEACH BOYS anzuhören. Plötzlich erkannte sie, welche Möglichkeiten sich ihr als Songwriterin in einem Genre eröffnen könnten, das sich keinen konkreten Formaten verpflichtet fühlt. So schrieb sie 1967 den psychedelischen Pop-Song „Think Of Rain“, der den Stil für ihre kommenden Arbeiten prägen sollte und bereits mit Mellotron und Streichern arrangiert worden war. Auch traf sie zu dieser Zeit den Produzenten David Rosner, den sie schließlich sogar heiratete. Dieser hatte die Idee, ihre Stimme für eigene Aufnahmen zu doppeln, was es ermöglichte, ihre stimmlichen Einschränkungen zu kompensieren, was sozusagen die Initial-Zündung war, die zu ihem ersten und einzigen Album „Take A Picture“ von 1968 führte, dessen Tracks natürlich auch auf „Words And Music“ enthalten sind – wenngleich nicht in der Original-Reihenfolge.


Mit „Sunday Morning“ geriet gleich der erste Track des Albums zu einem Hit, der zunächst von der Band SPANKY AND THE GANG eingespielt wurde (wofür sie sich später mit einer Tribute-Single bedankte) und in der Folge auch von BOBBIE GENTRY, GLEN CAMPBELL, OLIVER und MARIE LAFORÉT aufgenommen wurde.
Der Stil des Albums „Take A Picture“ ließe sich in etwa als psychedelischer Kammerpop eingrenzen – etwa in der Art, wie ihn zu jener Zeit Bands wie THE ZOMBIES, PINK FLOYD, aber auch BOBBIE GENTRY, vorexerzierten. Dabei verleiht Guryans Geschick für ausgeklügelte Kompositionen, ihre oft dezidiert weibliche Perspektive und letztlich auch ihr mädchenhafter Gesang der Produktion eine charmant verspielte Note, wie man sie zwar vom Girlie-Pop dieser Zeit bereits gewohnt war – allerdings mit dem entscheidenden Unterschied, dass hier das Girlie eben die Songs selber schrieb. Das Album geriet leider ziemlich schnell in Vergessenheit, da MARGO GUYRAN sich – wohl aus Angst vor Fremdbestimmung - standhaft weigerte, mit dem Material aufzutreten oder dieses zu promoten.


Erst eine Wiederveröffentlichung in Japan führte Ende der 90er dazu, dass „Take A Picture“ wiederentdeckt wurde – was in der Folge dazu führte, dass später gleich 3 Tonträger mit Demo-Aufnahmen aufgelegt wurden, die weiteres Material von MARGO GURYAN verfügbar machten; denn auch wenn diese später nur noch als Songwriterin und Produzentin im Business arbeitete, hatte sie nie aufgehört, eigene Songs aufzunehmen.
Aus dieser Zeit stammen dann die Aufnahmen, die in der zweiten Hälfte der Kompilation zu hören sind. Diese Songs wurden meist mit Rhythmusgruppe und Wurlitzer-Piano eingespielt und zeigen MARGO GURYAN in einem anderen Mindset: Psychedelia und Chamberpop weichen Westcoast-Flair und klassischen „Carole-King-Style“-Piano-Pop-Settings. Enthalten sind dabei auch Arbeiten aus ihrer Spätphase und beinhalten den 2001 eingespielten Song „Goodbye July“ und die 2014 als Single aus der Sammlung „27 Demos“ ausgekoppelte Nummer „California Shake“.
Lediglich die Aufnahmen aus einem abgebrochenen Session-Projekt von 2007 wurden ausgespart – was aber aufgrund des experimentellen Charakters derselben verzichtbar erscheint. Dass MARGO GURYAN 2009 eine Klassik-Scheibe mit den Flohwalzer-Variationen einspielte, soll nicht unerwähnt bleiben – spielt aber in diesem Zusammenhang keine Rolle.


FAZIT: Obwohl es – neben den Album „Take This Picture“ - bereits mehrere Kompilationen mit Demos von MARGO GURYAN gab, fanden sich für das nun vorliegende Boxed-Set „Words And Music“ noch 16 weitere unveröffentlichte Aufnahmen aus dem Fundus der Künstlerin. Zusammen mit einem 32-Seitigen Booklet, das die Geschichte von MARGO GURYAN im Detail beleuchtet, dürfte dieses Projekt die ultimative – und abschließende – Würdigung der Songwriterin und Performerin darstellen.

Ullrich Maurer (Info) (Review 1565x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • If I Lose
  • You Promised
  • The Wise Man
  • The Morning After
  • Moon Ride
  • More Understanding Than a Man
  • More Understanding Than a Man (instrumental)
  • There I Was
  • Kiss & Tell
  • Half-Way in Love
  • Goodbye July
  • Four Letter Words
  • Hurry on Home
  • I Ought to Stay Away from You
  • I Love
  • Under My Umbrella
  • I Don't Intend to Spend Christmas Without You
  • Sunday Morning
  • Thoughts
  • Love Songs
  • Don't Go Away
  • Take a Picture
  • Sun
  • What Can I Give You
  • Come to Me Slowly
  • The 8.17 Northbound Success Merry-Go-Round
  • Something's Wrong with the Morning
  • Think of Rain
  • Can You Tell
  • Someone I Know
  • Love
  • Why Do I Cry
  • Spanky and Our Gang
  • Most of My Life
  • It's Alright Now
  • Timothy Gone
  • The Hum
  • Please Believe Me
  • Yes I Am
  • I Think a Lot About You
  • I'D like to See the Bad Guys Win
  • Values
  • California Shake
  • Hold Me Dancin'
  • Shine
  • Goodbye July

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Welches Tier gibt Milch?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!